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1. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 22

1909 - Leipzig : Hirt
Ii. Frankreich als Kaiserreich. 1. Kaiserwahl und Krönung. Die Ordnung, die Konsul Bonaparte in das französische Staatswesen gebracht, sowie der Ruhm seiner Kriegstaten bahnten ihm den Weg zum Kaiserthrone. Der Senat verlieh ihm im Jahre 1804 den erblichen Titel eines Kaisers der Franzosen. Eine allgemeine Volksabstimmung bestätigte den Senatsbeschluß. Am 2. Dezember 1804 setzte er sich und seiner Gemahlin Josephine in der Kathedrale von Paris die Krone auf. Papst Pius Vii. vollzog ebendaselbst die Salbung. Er nannte sich Napoleon I. Im folgenden Jahre krönte er sich zu Monza zum König von Italien. Der Deutsche Kaiser Franz Ii. nahm für seine österreichischen Erbländer ebenfalls den Kaisertitel an. 2. Der dritte Koalitionskrieg 1805 und seine Folgen. Der Friede von Amiens hatte in England tiefe Mißstimmung erregt. Die englische Regierung verweigerte die Rückgabe von Malta und die Räumung Ägyptens, die im Frieden von Amiens zugesagt waren. Daher besetzten französische Truppen das Kurfürstentum Hannover, das in Personalunion mit England vereinigt war, da Napoleon eine Landung in England nicht wagte. Schweden schloß sich an England an, desgleichen Österreich, Rußland und Neapel Die Koalition setzte sich als Ziel, von Frankreich alle Gebiete zurückzuerobern, die es seit 1792, seit dem Sturze des Königtums, verloren hatte. Der Krieg wurde zu Wasser und zu Lande geführt. Die englische Flotte schlug unter Anführung des Admirals Nelson die vereinigte französische und spanische Flotte bei Trafalgar an der Südküste Spaniens vollständig. Jedoch im Landkriege behauptete Napoleon in der Schlacht bei Austerlitz in Mähren das Übergewicht gegen die vereinigten österreichischen und russischen Truppen. Diese Schlacht fand am 2. Dezember 1805 statt, am Jahrestage der Kaiserkrönung Napoleons. Kaiser Franz von Österreich, Kaiser Alexander I. von Rußland und Napoleon nahmen an der Schlacht teil; daher der Name „Dreikaiserschlacht". Die Folge war, daß Österreich sofort Waffenstillstand schloß und dadurch aus der Koalition austrat.

2. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 76

1909 - Leipzig : Hirt
76 Iv. König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen und seine Zeit. Das Jahr 1848 brachte auch in Italien die Bewegung zur Herstellung eines einheitlichen Königreiches wieder in Gang. Vor allem war die österreichische Herrschaft in der Lombardei und Venedig verhaßt. Der König von Sardinien stellte sich an die Spitze der Einheitsbewegung und rückte mit einem Heere in die Lombardei ein, wurde aber von dem österreichischen Feldmarschall Radetzky bei Custozza und Novara so entscheidend geschlagen, daß er die Krone seinem Sohne Viktor Emanuel ll. abtrat. Dieser schloß Frieden mit Österreich und zahlte eine Kriegsentschädigung. Der Kirchenstaat wurde ebenfalls in die Einheitsbestrebungen verwickelt. Die Bevölkerung Roms forderte bei Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen Sardinien und Österreich von Papst Pius Ix. 1848 eine Kriegserklärung an Österreich. Der Papst verweigerte diese. Da brach in Rom die Revolution aus, der Papst floh in das Königreich Neapel, nach Gaeta. Napoleon, damals Präsident der Französischen Republik, schickte ein Heer nach Rom, das die italienischen Freischaren mit ihrem Anführer Garibaldi schlug, den Papst nach Rom zurückführte und zu seinem Schutz eine Besatzung dort ließ. Daß der Papst sich auf fremde Truppen stützte, machte seine weltliche Herrschaft mißliebig. Vorläufig war aber die alte Ordnung in Italien hergestellt. Zehn Jahre später, im Jahre 1859, nahm Viktor Emanuel Ii. den Krieg gegen Österreich in Oberitalien wieder auf. Frankreich trat auf die Seite Viktor Emanuels gegen Österreich. Bei Magenta und Sol-ferino wurden die österreichischen Truppen trotz tapferster Gegenwehr geschlagen. Österreich mußte die Lombardei an Frankreich abtreten. Frankreich überließ sie Viktor Emanuel. Toskana, Modena und Parma erklärten sich durch Volksabstimmung für Anschluß an Viktor Emanuel. Frankreich erhielt für seine Hilfe Savoyen, das Stammland Viktor Emanuels, und das Gebiet von Nizza. Nun kamen Neapel und Sizilien an die Reihe. Garibaldi, der kühne Freischarenführer, stürzte die königliche Herrschaft in Sizilien; der König floh. Jetzt wandte sich Viktor Emanuel gegen den Kirchenstaat. Er stellte an den Papst die-Forderung, seine Truppen zu entlassen. Der Papst weigerte sich. Da rückten die Truppen des Königs in den Kirchenstaat ein und schlugen die päpstlichen Truppen bei Ca'stelsidardo. Der Kirchenstaat wurde bis auf Rom und die Römische Ebene besetzt. Rom und die Römische Ebene wurden von französischen Truppen beschützt. Dieses Gebiet und Venezien waren die einzigen Landstriche, die Viktor Emanuel noch nicht unterworfen waren. Da erklärte 1861 die italienische Volksvertretung Viktor Emanuel zum Könige von Italien. Der Krimkrieg, 1853—56. Kaiser Nikolaus I. von Rußland beanspruchte von der türkischen Regierung das Schutzrecht über die Christen griechischen Bekenntnisses im Türkischen Reiche. Da die Forderung zurück-

3. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 119

1909 - Leipzig : Hirt
3. Zustände der Gegenwart in Verwaltung u. Ordnung von Staat u. Gemeinde. 119 Dänen den Preußen noch immer nicht freundlich gesinnt. Der Besuch des mächtigen Kaisers bei dem Könige des kleinen Jnselreiches hob die Mißstimmung. Die Reise nach Rußland war eine Tat staatsmännischer Weisheit, der Besuch in Schweden ein Zeichen treuer Freundschaft, jener in Kopenhagen ein Beweis edler Versöhnlichkeit. Später machte der Kaiser eine Reise nach Wien zum Kaiser Franz Joseph von Österreich und nach Rom zum Könige Humbert von Italien. Durch den Besuch an den beiden Hösen wollte er den Fürsten und Völkern dieser Länder zu erkennen geben, daß er gewillt sei, das bestehende Friedensbündnis ausrecht zu erhalten. In Rom besuchte er auch das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Leo Xiii. Durch diesen Besuch zeigte er, daß er den kirchlichen Frieden zwischen den Angehörigen der einzelnen Bekenntnisse erhalten wissen wolle. 3. Zustände der Gegenwart in Verwaltung und Ordnung von Staat und Gemeinde. Im Perserreiche des Altertums bestand zu Recht, daß nach dem Tode eines Königs fünf Tage lang alle Gesetze aufgehoben fein sollten. Jeder Bürger durfte tun, was ihm beliebte. Niemand hatte ihm einen Befehl zu erteilen, niemand durfte ihn bestrafen. Das waren unglückliche Tage. Der Starke konnte des Schwachem Eigentum ungestraft nehmen, wer einen Feind hatte, sich an ihm vergreifen, ihn töten. Die Bürger verrammelten ihre Türen, damit niemand eindringe, sie waren zu bang, ihre Wohnungen zu verlassen; alle freuten sich, wenn die fünf Tage verflossen waren und die Regierung des neuen Königs begann. Die Notwendigkeit eines Oberhauptes, dem alle gehorchen müssen, weil es alle schirmt, war den Bürgern klar geworden. Das kleinste Dorf kann einer Obrigkeit nicht entbehren. Tritt jemand aus seiner Wohnung auf die Straße, so steht er auf einem Boden, der nicht einem, sondern allen Bürgern zusammen gehört. Die Schule ist für alle Kinder des Ortes da. Auf gemeinschaftliche Kosten werden die Straßen angelegt, ausgebessert, beleuchtet, die Schulen gebaut, die Lehrer besoldet. Der gemeinsame Gebrauch erfordert eine Behörde, die den Gebrauch überwacht, mutwillige Beschädigungen straft, für die Instandhaltung sorgt. Es muß eine Person da sein, die bestimmt, wieviel ein jeder zu den Kosten beizusteuern hat. Das darf nicht nach Willkür geschehen, sondern nach feststehenden Grundsätzen. Deshalb muß die Obrigkeit an ein Gesetz gebunden sein. Das Gesetz schützt den Bürger gegen Willkür der Obrigkeit. Weder eine einzelne Familie noch eine einzelne Gemeinde kann alle geistigen und körperlichen Lebensbedürfnisse selbst erzeugen. Kauf und

4. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 32

1897 - Leipzig : Hirt
32 ertrglich, da der Kaiser fast Jahr um Jahr deutsche Scharen nach Italien fhrte und viel Blut vergo, ohne etwas auszurichten; denn die Bevlkerung zeigte sich der kaiserlichen Herrschaft so abhold, da jeder weitere Kamps aussichtslos erschien. Viel weiser dnkte es dem welfischen Fürsten, nher liegende Lnder, die frher schon einmal deutsch gewesen waren, zurck-zuerobern von dem stammftemden Volke der Wenden, die sich ihrer be-mchtigt hatten (Mecklenburg, Pommern). 4. Aber Friedrich lie sich nicht abbringen von seinem Ziele, Italien wieder fest mit Deutschland zu verbinden. Er zog gegen Mailand und schwor, die Krone nicht eher wieder auf fein Haupt zu setzen, bis die Stadt erobert sei. Wohl verteidigten sich die Bewohner hartnckig; da sie sich aber bei ihren Nachbarn durch Hochmut verhat gemacht hatten, so untersttzten diese den Kaiser, und endlich mute sich Mailand doch ergeben (1162). Die Vornehmsten der Stadt erschienen im deutschen Lager, berbrachten die Schlssel aller Thore und 36 Fahnen. Hinter ihnen kam die gesamte Einwohnerschaft, barfu, mit Stricken um den Hals und Asche auf dem Haupte; mit Kreuzen in den Hnden flehte sie um Gnade. Der Kaiser sa gerade mit den Fürsten zu Tisch und lie die Besiegten lange im Regen stehen, ehe er vor sie trat. Dann ging der unbersehbare Zug an ihm vorber. Die Mailnder hatten einen Fahnenwagen, auf dem das Hauptbanner ihrer Stadt aufgerichtet war. Dieser wurde, als er vor Friedrich vorberfahren wollte, auf Befehl des Kaisers zertrmmert, ein sichtbares Zeichen fr den Fall der stolzen Stadt. Als dies geschah, fiel alles Volk erschttert auf die Kntee und rief weinend um Christi willen die Barmherzig-keit des Siegers an. Aber Friedrich blieb ungerhrt. Er schenkte zwar den Einwohnern das Leben, aber die Stadt selbst wurde von Grund aus zerstrt. 5. Diese bermige Strenge erweckte den Mailndern (selbst unter ihren Feinden) Bundesgenossen, die dem Kaiser zum Trotz die Stadt wieder aufbauen und stark befestigen halfen. Und als Friedrich von neuem heran-zog, gesellte sich diesem Bunde der Papst bei. Nun fhlte sich Friedrich zu schwach und schickte dringende Botschaft an Heinrich den Lwen, ihm zu Hilfe zu kommen. 6. Der Herzog kam, aber ohne Heer. Beweglich schilderte ihm der Kaiser seine Lage; ja, er warf sich dem Jugendfreunde zu Fen und flehte ihn um Untersttzung an. Heinrich aber blieb fest; das Blut seiner Mannen sollte nicht mehr zwecklos in Italien vergossen werden. Friedrichs Gemahlin erinnerte daran, da es dem Herrscher nicht zieme, einen Unterthanen fu-

5. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 28

1897 - Leipzig : Hirt
28 8. Heinrich Iii. Auf Otto den Groen war sein 18jhriger Sohn Otto Ii. gefolgt; er starb schon nach 10jhriger Regierung; dann hatte dessen Sohn Otto in. nur ein Alter von 22 Jahren erreicht und war unvermhlt geblieben. Als letzter Spro des schsischen Hauses hatte Heinrich Ii. regiert und war kinderlos (1024) gestorben. Nach seinem Tode versammelten sich die Bischfe und Groen aus allen deutschen Stmmen in der weiten Ebene zu beiden Seiten des Rheines zwischen Mainz und Worms, um einen neuen Herrscher zu whlen. Bald wurden zwei edle Männer aus frnkischem Stamme als die Wrdigsten befunden, zwei Vettern, beide den Namen Konrad fhrend. Und da eine Einigung schwer ward, versprachen sich diese beiden im Angesichte des ganzen Volkes durch ehr-lichen Handschlag, da der, welcher aus ihnen gewhlt werden wrde, von dem andern zuerst den Treuschwur erhalten sollte. Nun whlten die Bischfe und Fürsten den lteren Konrad. Mit ihm beginnt das Geschlecht der salischen oder frnkischen Kaiser. Konrad Ii. war ein kraftvoller Kaiser, der das deutsche Reich mit starker Hand schirmte, obwohl er selbst nicht lesen und schreiben konnte. 1. Sein Sohn Heinrich Iii. erhob Deutschland zur grten Macht, die es jemals besessen hat. Er war 22 Jahre alt, als er den Thron bestieg, eine ernste, zur Schwermut geneigte Natur, aber dennoch thatkrftig und ent-schlssen. Bei seiner Hochzeit mit Agnes von Poitou wollte er nicht leiden, da das Fest von Spielleuten und Spamachern erheitert wurde. Er unterwarf sich strengen Bubungen, lie sich sogar den Rcken geieln oder machte in einem rauhen Berkleide Wallfahrten. Aber das hinderte ihn nicht, Deutschlands Macht der alle Staaten des mittleren und west-lichen Europa zu erhhen. Bhmen, Polen, Pommern und fr eine Zeitlang auch Ungarn muten ihn als ihren Oberherrn anerkennen; sogar eine russische Gesandtschaft erschien aus Kiew, um ihm Dienste anzubieten. Auch einer der mchtigsten Fürsten Frankreichs, der Graf von der Champagne, unterwarf sich der deutschen Oberhoheit. Die Macht Heinrichs und sein Selbstvertrauen war so groß, da er einst einem fremden Könige sagen lie: Wenn er Streit anfngt, soll er mit Gottes Hilfe erfahren, was ich vermag." In Italien stellte er das damals tief gesunkene Ansehen des Papstes wieder her, und auf seine Veranlassung wurden nacheinander drei deutsche Bischfe auf den ppstlichen Stuhl erhoben. In den siebzehn Jahren seiner Regierung hat er 12 Feldzge unternommen; keiner leuchtete an Geschicklichkeit und Mut so hervor wie er; der hochgewachsene Mann mit dem dsteren Gesichte erfllte jeden, der ihn fah, mit heiliger Scheu. Aber fein durch Krankheiten geschwchter Krper siechte schnell dahin.

6. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 30

1897 - Leipzig : Hirt
- 30 Macht eiferschtig waren, der Erzbischof Adalbert von Bremen an die Seite gestellt; ein ganz anderer Mann, an den sich Heinrich mit jugend-licher Begeisterung anschlo. Stammte Hanno aus niedrigem Stande, so war Adalbert aus vor-nehmer Familie; jener vermochte in seinem Auftreten das buerische Wesen nicht abzustreifen, war rcksichtslos derb auch gegen den Knigssohn, während dieser als gewandter Hfling ihm schmeichelte, seinen Launen und Leiden-schaften nachgab, selbstschtig nur darauf bedacht, ihn um jeden Preis sich zu eigen zu machen. Deshalb wurde der wachsende Einflu Adalberts immer verderblicher fr den jungen König, der sich daran gewhnte, nach Willkr zu handeln und Gnstlingen das Ohr zu leihen. 4. Adalbert setzte es durch, da Heinrich schon mit 15 Jahren fr mndig erklrt wurde; konnte er doch nun, ungestrt von dem zurckgesetzten Hanno, regieren, wie er wollte. Aber nicht lange: denn die deutschen Fürsten erkannten, wie schlimm der Erzbischof von Bremen auf seinen Zgling ein-wirke, und ntigten Heinrich, diesen Ratgeber zu entfernen. Doch es war schon zu spt; die ausgestreute Saat ging auf und trug bse Frucht. 5. Durch seine Kmpfe mit den Sachsen, vor allem aber durch seinen Streit mit dem Papste brachte er Deutschland in die grte Verwirrung. Papst Gregor Vii. sprach sogar den Bann der den Kaiser aus, worauf die deutschen Fürsten ihn der Herrschast entsetzten und Rudolf von Schwaben zum Gegenknige whlten. Zwar fiel Rudolf in einer Schlacht, und es gelang sogar Heinrich Iv., den Papst Gregor ans Rom zu vertreiben. Dieser starb 1085 zu Salerno. Dennoch konnte Heinrich sich nicht dauernd behaupten. Zuletzt erhoben sogar seine Shne gegen ihn die Fahne des Aufruhrs. Der lteste Sohn ging darber zu Grunde. Nicht gewarnt dadurch, erhob auch der zweite Sohn die Hand gegen den Vater, setzte ihn gefangen und wollte ihn zur Abdankung zwingen. Heinrich aber entkam und wollte den unnatrlichen Sohn bekriegen. Darber starb er 1106. Der Sohn aber, der gegen den Vater gefrevelt hatte, Heinrich V., war der letzte seines Stammes (11061125). Dem Gegenknige Rudolf wurde in jener Schlacht die rechte Hand ab-gehauen. Als er sterbend da lag und man ihm die blutende Hand zeigte, rief er aus: Das ist die Hand, mit der ich einst meinem Könige die Treue ge-schworen habe." Gregor Vii. konnte bei seinem Tode die klagenden Worte sprechen: Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und die Ungerechtigkeit gehat; darum sterbe ich in der Verbannung."

7. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 37

1896 - Leipzig : Hirt
37 Groen gestrubt haben zuzustimmen, aus Furcht, da der neue König mit starker Hand ihnen die Vorrechte bestreiten wrde, die sie sich allgemach angeeignet hatten. Das schien bei dem schlichten Grafen von Habsburg, der nur kleine Besitzungen um seine Stammburg in der Schweiz hatte, ausgeschlossen. Aber wenn er auch durch seine Hausmacht nicht einflureich werden konnte, so brgte doch seine Tapferkeit und Gottesfurcht dafr, da er dem Unrecht und den Gewaltthaten steuern und der Gerechtigkeit wieder zu An-sehen verhelfen werde. Diese Eigenschaften kannte der Erzbischof aus eigener Erfahrung. Er hatte einst nach Rom zum Papste ziehen mssen und gefrchtet, er werde auf dem Wege der die Alpen ausgeplndert werden. Da hatte ihn Graf Rudolf, der am Fue des Gebirges (bei Zrich) die Habsburg besa, mit groer Umsicht ungefhrdet hinber geleitet und ebenso tapfer auf dem Rckwege geschirmt. In der Umgebung des Erzbischoss war ein Priester, der einen schnen Zug von der Gottesfurcht Rudolfs zu erzählen wute. Er war einmal in frheren Jahren, als er in der Schweiz Seelsorger war, zu einem Sterben-den gerufen worden, um ihm das heilige Abendmahl zu reichen; da war er an einen reienden Wildbach gekommen, der alle Brcken und Stege weg-gerissen hatte; eben hatte er sich angeschickt, die Schuhe abzulegen, um das Wasser zu durchwaten, als der Graf Rudolf herangesprengt kam, der mit seinem Knappen auf die Jagd geritten war. Als er die Absicht des Priesters erfuhr, setzte er ihn sogleich auf sein eigenes Ro, damit jener gewissenhaft seine Pflicht erfllen knnte. Das Pferd aber, das die geweihte Hostie, den Leib des Herrn, getragen habe, nahm er, als der Priester es am folgen-den Morgen zurckbrachte, nicht wieder an, sondern bestimmte, da es fortan der Kirche gehren solle. Freilich scheute Rudolf, wenn es die Verteidigung seiner Rechte galt, auch den Kampf mit der Geistlichkeit nicht; er lag eben gegen den Bischof von Basel zu Felde, als sein Schwager, der Burggraf von Nrnberg Friedrich Iii. (aus dem Hause Hohenzollern) ihm die Kunde brachte, da er zum deutschen Könige gewhlt sei. Dazu hatte auer dem Erzbischof wesentlich der Burggraf beigetragen; er hatte die weltlichen Wahlfrsten, deren mehrere noch unvermhlt waren, auf die Mglichkeit hingewiesen, eine der sechs Tchter Rudolfs heimzufhren und dadurch in enge ver-wandtfchaftliche Verbindung mit dem neuen Könige zu treten. 3. Rudolf nahm die auf ihn gefallene Wahl an und zeigte seine

8. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 29

1896 - Leipzig : Hirt
29 2. Die Zuneigung seines Zglings vermochte sich Hanno nicht zu er-werben; er war ein strenger, finsterer Mann, der durch Hrte den liebe-bedrftigen Knaben zurckstie, so gut er es auch meinte, wenn er den Ver-whnten in mnnliche Zucht nahm und zu einem tchtigen Herrscher heran-bilden wollte. Bald wurde ihm von den brigen Fürsten, die auf seine Macht eiferschtig waren, der Erzbischos Adalbert von Bremen an die Seite gestellt; ein ganz anderer Mann, an den sich Heinrich mit jugend-licher Begeisterung anschlo. Stammte Hanno aus niedrigem Stande, so war Adalbert aus vor-nehmer Familie; jener vermochte in seinem Auftreten das buerische Wesen nicht abzustreifen, war rcksichtslos derb auch gegen den Knigssohn, während dieser als gewandter Hfling ihm schmeichelte, seinen Launen und Leiden-schasten nachgab, selbstschtig nur darauf bedacht, ihn um jeden Preis sich zu eigen zu machen. Deshalb wurde der wachsende Einflu Adalberts immer verderblicher sr den jungen König, der sich daran gewhnte, nach Willkr zu handeln und Gnstlingen das Ohr zu leihen. 3. Adalbert setzte es durch, da Heinrich schon mit 15 Jahren fr mndig erklrt wurde, konnte er doch nun, ungestrt von dem zurckgesetzten Hanno, regieren wie er wollte. Aber nicht lange: denn die deutschen Fürsten erkannten, wie schlimm der Erzbischos von Bremen auf seinen Zgling ein-wirke, und ntigten Heinrich, diesen Ratgeber zu entfernen. Doch es war schon zu spt; die ausgestreute Saat ging auf und trug bse Frucht. 4. Adalbert hate die Sachsen und hatte diesen Ha auch Heinrich eingeflt, der ohnehin als Franke dazu geneigt war. Infolgedessen be-handelte der junge König diesen Volksstamm so auffallend herrisch, da ein Aufruhr entstand, die Sachsen ihren Zwingherrn vertrieben und seine Burgen brachen. Heinrich sand wenig Hilfe, als er die Aufstndischen zchtigen wollte. Er wendete sich sogar auch an den Papst, der gern die Gelegen-heit ergriff, den Schiedsrichter zu spielen. Aber er konnte sich nicht mit ihm verstndigen. Papst Gregor Vii. gab vielmehr den Sachsen Recht und sprach der den Kaiser, der sich ihm nicht fgen wollte, die hchste kirchliche Strafe, den Bann, aus. 5. Da erklrten die deutschen Fürsten, der Schwabenherzog Rudolf an der Spitze, ihrem Könige: ihn absetzen zu mssen, wenn er sich nicht binnen Jahresfrist vom Banne lse. Hierdurch zwangen sie Heinrich Iv. mitten im Winter der die schneebedeckten Alpen nach Italien zu ziehen. Alles verlie ihn in seiner Not; nur eine Treue zeigte sich strker als der drohende Tod. Bald nach seiner Mndigkeitserklrung war Heinrich gentigt worden,

9. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 30

1896 - Leipzig : Hirt
30 um ein geordnetes Leben zu führen, sich mit der Tochter des Markgrafen von Susa, namens Bertha, zu vermhlen. Lange Zeit hatte er sich widerwillig von der ihm aufgedrungenen Gemahlin abgewendet; jetzt erst lernte er ihren Wert schtzen, als sie mit weiblicher Treue ihm durch alles Ungemach folgte. 6. Aber auch der Papst fand in einer Frau, der groen Grfin Mathilde von Tuscien (Toskana), feine treueste Sttze. In ihre Burg Kanosfa flchtete er, da er meinte, Heinrich komme nach Italien, um sich zu rchen. Ihren Bitten gab er nach, als Heinrich drei Tage lang barfu im Ber-gewande vor dem Schlffe gestanden hatte, und nahm den Kaiser wieder in die Gemeinschaft der Kirche auf. 7. Nun konnte Heinrich nach Deutschland zurckkehren und feine Feinde bestrafen. Herzog Rudolf lie sich zum Gegenknig whlen. Als es aber zur entscheidenden Schlacht kam, wurde ihm die rechte Hand abgehauen, die-selbe Hand, mit der er einst seinem Könige Treue geschworen hatte, und er starb an dieser Wunde. Dann wendete sich Heinrich gegen Gregor Vii. Er vertrieb ihn aus Rom, der Papst starb in der Verbannung mit den bittern Worten: Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und die Ungerechtigkeit gehat; deshalb sterbe ich in der Verbannung." 8. Trotzdem war das Ende Heinrichs nicht glcklich. Mathilde von Tuscien verleitete seinen ltesten Sohn zur Emprung. Dieser ging darber zu Grunde. Nicht gewarnt dadurch, erhob auch der zweite Sohn des Kaisers die Hand gegen den Vater, setzte ihn gefangen und trachtete ihm nach dem Leben. Heinrich entkam und wollte den unnatrlichen Sohn bekriegen. Da brach ihm das Herz, das so viel Leid erfahren (1106). Der Sohn aber, der gegen den Vater gefrevelt hatte, Heinrich V. (11061125), war der letzte feines Stammes. 9. Friedrich I. Kotart (1152-90). Nach dem Tode seines Gegenknigs Rudolf hatte Heinrich Vi. zum Schwabenherzog erhoben Friedrich von Staufen (so genannt nach feiner Burg auf dem Hohenstaufen), dem er auch seine Tochter Agnes vermhlte. Damit kam ein Geschlecht in die Hhe, das herrliche Männer hervorgebracht hat. Schon die Shne jener Agnes hofften nach dem Aussterben der frnkischen Kaiser (1125) die Krone Deutschlands zu erhalten. Aber das rasche Anwachsen ihrer Macht hatte ihnen Feindschaft zugezogen, fo da ein Fürst schsischer Abkunft Lothar auf den Thron erhoben wurde. Dieser begnstigte nun natrlich die Staufer nicht, sondern sttzte sich aus ein anderes in Bayern und

10. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 31

1896 - Leipzig : Hirt
31 Sachsen mchtig emporstrebendes Geschlecht, die Welsen. Dadurch wurde Deutschland in unheilvollen Zwist gestrzt; der Kampf zwischen Staufern (Waiblingen) *) und Welsen hat lnger als ein Jahrhundert das Vaterland zer-rttet. Schon tobte er einige Zeit, da whlte man nun doch (1152) zum König einen Staufer, der zum Friedensstifter berufen schien, weil seine Mutter eine Welfin war. 1. Der Schwabenherzog Friedrich (mit dem Beinamen Rotbart, italienisch Barbarossa) war eine jugendlich schne Erscheinung, durch Geistesgaben wie durch Tapferkeit gleich ausgezeichnet. Sein Jugendfreund, mit dem er aufgewachsen war, Heinrich, spter der Lwe genannt, war ein Welfe. 2. Als Friedrich zum deutschen Könige gewhlt worden war, beruhigte er zunchst die wilden Parteikmpfe zwischen Staufern und Welsen. Da-durch wurde er in den Stand gesetzt, mit groer Heeresmacht, untersttzt auch von seinem Freunde Heinrich, nach Italien zu ziehen. Dort hatten die Städte, besonders Mailand, trotzig dem Kaiser den schuldigen Gehorsam versagt. Es war ein schweres Stck Arbeit, die deutsche Herrschaft wieder herzustellen. Friedrich gelangte zwar nach Rom, aber die leidenschaftlich erregten Bewohner berfielen ihn; nur durch die Hingebung feines Freundes Heinrich wurde er gerettet. Auch als er nach Deutschland zurckzog, geriet er in schwere Gefahr. Bei Verona war durch eine feste Burg der Weg versperrt; er sollte schmachvolle Bedingungen annehmen. Da rettete ihn aus der Not ein Getreuer, Otto von Wittelsbach; unter Lebensgefahr erklomm dieser mit 200 auserlesenen Jnglingen einen hohen Felsen, der fr uner-steiglich galt, und berwltigte von hier aus die Besatzung, die bis auf einen Ritter gettet wrbe. 3. Heinrich der Lwe erhielt zur Belohnung fr feine Treue zum Herzogtum Sachsen, das er schon befa, noch Bayern und war somit der mchtigste Fürst in Deutschland Er wollte nun aber auch feine eigenen fr das Vaterlanb gar Heilfamen Plne ausfhren brfen. Es war ihm unertrglich, ba der Kaiser fast Jahr um Jahr deutsche Scharen nach Italien fhrte und viel Blut vergo, ohne etwas auszurichten; denn die Bevlkerung zeigte sich der kaiserlichen Herrschaft so abholb, da jeder weitere Kampf aussichtslos erschien. Viel weiser dnkte es dem welfischen Fürsten, nher liegende Lnder, die frher schon einmal deutsch gewesen waren, zurck-zuerobern von dem stammfremden Volke der Wenden, die sich ihrer be-mchtigt hatten (Mecklenburg, Pommern). 4. Aber Friedrich lie sich nicht abbringen von feinem Ziele, Italien *) Dahcr der Schlachtruf: Hie Welf! Hie Waiblingen!"
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